Die Heilige Büßerin und Beterin Maria von Ägypten, folgte dem Ruf des Herrn, in der Wüste zu leben.

Sie verbrachte 48 Jahre als zurückgezogene Eremitin, alleine in der Wüste. Es folgt eine Kurzbiographie.

 

 

Heilige Maria von Ägypten, Büßerin

 

Es ist ein entsetzliches Unglück, in schwere Sünden zu fallen und vom Herzen Gottes sich loszureißen, um eine kurze Zeit der Lust zu dienen, dafür aber Scham und Reue, Schmach und Elend und endlich ewige Qual zu ernten.
Doch auch der größte Sünder darf nicht verzweifeln, wenn er nur nicht in der Sünde boshaft verharrt, sondern sich bekehrt und zu Gott sich wieder wendet.
Gott hat ja bei sich selbst geschworen, dass er den Tod des Sünders nicht will; und wie ein liebender Vater den verlorenen Sohn wiederaufnimmt, so nimmt auch Gott den Sünder auf, der sich zu ihm in Reue wendet, ja sein Erbarmen ist so groß, dass er dem Sünder gleichsam nachgeht, um ihn zu sich zu rufen. 


Einen Beweis von dieser grenzenlosen Barmherzigkeit Gottes gegen die Sünder liefert uns das Leben der heiligen Büßerin Maria.

Ägypten war ihr Geburtsland; als sie zwölf Jahre alt geworden, verließ sie Vater und Mutter und zog wider deren Willen nach Alexandrien, einer reichen Handelsstadt, um dort den wilden Begierden ihres Fleisches zu dienen. 

Siebzehn Jahre führte sie hier das schändlichste Leben; all ihr Sinnen und Trachten ging bloß auf die Genüsse der Lust; sie hatte gar keinen Sinn für die Schönheit der Tugend; ohne an Gott, an sein Gebot und seine schrecklichen Gerichte zu denken, verlebte sie in wildem Taumel ihre Tage. 


Eines Tages sah sie am Ufer des Meeres viele Personen ein Schiff besteigen; auf die Frage, wohin sie ziehen, vernahm sie, daß sie eine Wallfahrt nach Jerusalem machen, um dort in der heiligen Kreuzkirche dem Feste der Kreuzerhöhung beizuwohnen. Da kam ihr der Gedanke mitzufahren, aber nicht, um im Geiste der Buße dem göttlichen Heiland, der für die Sünder gestorben, ihre Huldigung darzubringen, nein, sondern um dort unter der Menge der Pilger ihr feiles Sündengewerbe fortzusetzen. 
Sie bestieg das Schiff. Ohne zu zittern vor den Wellen, die sie verschlingen, vor den Stürmen, die sie in den Abgrund stürzen konnten, um dann ewig in der Hölle die Rache Gottes zu fühlen, fuhr sie über das Meer und selbst während der Reise überließ sie sich den abscheulichsten Ausschweifungen; dasselbe tat sie auch in Jerusalem.

Als das Fest herangekommen war, wollte sie auch in die heilige Kreuzkirche gehen, wo man das von der heiligen Helena gefundene Kreuz des Herrn der Verehrung der Gläubigen aussetzte. Bei der Kirchentüre hielt Gottes Hand die freche Sünderin zurück; sie wollte hinein
gehen, vermochte es aber nicht. 
Drei- bis viermal strengte sie sich an, den Fuß über die Schwelle zusetzen; vergeblich, eine geheime Gewalt stieß sie zurück. Alle Pilger vermochten hineinzugehen, sie allein nicht. Ganz verwirrt zog sie sich in einen Winkel des Vorhofes der Kirche zurück; es war ihr, als wenn Jemand zu ihr sagte: „ Du bist es nicht wert, feile Dirne, das Kreuz dessen zu schauen, der für dich in namenlosen Schmerzen gestorben und den du fort und fort durch deine Sünden kreuzigst." 
Wie vom Blitz getroffen, warf sie sich auf die Kniee nieder, ihr ganzes Sündenleben stand in seiner Scheußlichkeit vor den Augen ihres Geistes, sie fing nun bitterlich an zu weinen. Was sollte sie nun tun, um ihres Elendes los zu werden; wer sollte sie aus dem Abgrund des Verderbens ziehen, in den sie sich so leichtsinnig gestürzt hatte? 
Wehklagend erhebt sie ihr Angesicht und erblickt in ihrer Nähe an der Wand ein Bild der seligsten Jungfrau und Mutter des Erlösers. 

Da flehte sie mit heißer Inbrunst zur Mutter der Barmherzigkeit und beschwor sie durch ihre unvergleichliche Reinigkeit, Mitleid zu haben mit einer armen Sünderin und Gott ihre Reue und ihre Tränen vorzutragen; auch bat sie die barmherzige Mutter, sie möge ihr die Gnade erwirken, in die Kirche eingehen und dort das Kreuz ihres Sohnes schauen zu dürfen. 
Zugleich machte sie das heilige Versprechen, Buße zu tun und sich von nun an ganz dem Dienste des Herrn zu weihen. Maria, das Licht aller Verirrten, sollte Zeuge und Bürge ihres Versprechens sein.

Da empfand die arme Sünderin süßen Trost im Herzen; sie fühlte sich erhört, stand auf und siehe da, sie konnte jetzt ungehindert in die Kirche eingehen und bis zu dem Orte dringen, wo das hochheilige Kreuz aufgestellt war. Ganz aufgelöst in Tränen der Reue und des Dankes für die unaussprechlichen Erbarmungen Gottes, der so gern und schnell die Missetäter zur Buße aufnimmt, warf sie sich nieder vor dem Kreuze und gelobte aufs Neue, ein bußfertiges Leben zu führen. 
Dann kehrte sie wieder zum Bildnis der Mutter des Erlösers zurück, nahm sie neuerdings zum Zeugen ihres Versprechens und flehte sie an, ihr nun den Weg zu zeigen, den sie von nun an einschlagen sollte. 

Da vernahm sie eine Stimme, die sagte: „Wenn du über den Jordan gehst, dann wirst du vollkommene Ruhe finden."
Sie nahm nun Abschied von dem Bilde der heiligen Jungfrau und bat sie nochmals um ihren Schutz, dann ging sie zu einem Bäcker, kaufte sich drei Brot und nachdem sie sich nach dem Stadttore erkundigt hatte, das zum Fluss Jordan führt, machte sie sich sogleich auf den Weg und reiste den ganzen Tag. Gegen Abend kam sie in eine Kirche, die dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht war und am Ufer des Flusses stand. 
Dort betete sie, beichtete dann reumütig alle ihre Sünden und empfing die heilige Kommunion. Hierauf aß sie ein halbes Brot und übernachtete, auf bloßer Erde liegend, unter freiem Himmel. Am nächsten Tag in der Frühe ging sie über den Fluss, nachdem sie sich nochmals dem Schutze der heiligen Jungfrau empfohlen hatte und trat in die Wüste, wo sie nun, fern von allen Menschen, einsam ihre Tage zubrachte.


Innerhalb 17 Jahren sah sie keines Menschen Antlitz; ihre Speise waren Kräuter; ihre Kleider waren bald abgenützt; Hunger, Hitze im Sommer, Kälte im Winter zehrten ihre Kräfte ab. Dabei hatte sie unaufhörlich mit heftigen Versuchungen zu kämpfen; bald fühlte sie ein Verlangen nach Fleisch, bald wieder nach Fischen; bald gelüstete sie nach Wein, den sie früher so geliebt und unmäßig getrunken hatte, während sie nun in der Wüste oft keinen Tropfen Wasser hatte, um ihren Durst zu stillen. 


Oft und oft stellte der Satan ihr die reizenden Bilder ihres früheren Lebens vor Augen und drang in sie, wieder in die Welt zurückzukehren. Sie aber warf sich auf die Erde, weinte, zerschlug ihre Brust und empfahl sich der Mutter Gottes; Plötzlich sah sie sich von einem Lichtglanz umgeben, und Ruhe und Friede kehrte dann wieder in ihr Herz zurück. Nachdem sie unter beständigem Kampf die strengste Buße geübt hatte, wurde sie von dem frommen Abte Zosimus entdeckt. 

Dieser Mann hatte fünfzig Jahre in einem Kloster des heiligen Landes in aller Heiligkeit Gott gedient. Da kam ihm der Gedanke, er habe bereits die Vollkommenheit erreicht und er dürfe nicht mehr Neues lernen.
Das war aber eine gefährliche Versuchung des Satans, der ihn durch Stolz stürzen wollte. Da aber erbarmte sich seiner Gott, der Herr. Er
befahl ihm in einer Offenbarung, dass er sein Kloster verlassen und in ein anderes jenseits des Jordans ziehen solle, wo er neue Tugendlehren erhalten würde. 
Zosimus machte sich sogleich auf den Weg, und ging mit mehreren Brüdern am Anfange der Fastenzeit über den Jordan in die Wüste von Arabien. Dort zerstreuten sie sich, um eine Einöde aufzusuchen, wo jeder allein in strenger Buße Gott dienen wollte.

Zosimus drang jeden Tag weiter in die Wüste, denn er wollte einen Einsiedler antreffen, der in der Vollkommenheit noch größere Fortschritte gemacht hätte. Als er am zwanzigsten Tage des Mittags ein wenig ausruhen wollte und nach seiner Gewohnheit eine gewisse Anzahl Psalmen abbetete, erblickte er staunend im hellen Sonnenlichte eine menschliche Gestalt, deren Leib ganz geschwärzt, deren Haare aber schneeweiß waren; es war eine Frau, die aber sogleich entfloh. Zosimus, in der Meinung, es sei ein heiliger Einsiedler, lief ihr nach. Als er nicht mehr weit entfernt war, rief er ihr zu, sie solle einhalten, um seinen Segen zu empfangen, denn er war ein Priester. 


Da blieb Maria stehen und rief ihm aus der Ferne zu: „Abt Zosimus, ich bin ein Weib; ich kann nicht mit dir sprechen, weil ich nackt bin; wirf mir deinen Mantel zu, damit ich vor dir erscheinen kann." Zosimus, erstaunt seinen Namen nennen zu hören, warf ihr den Mantel zu, womit sie sich bedeckte und ihm nahte.

Auf die Frage, wer sie sei und was sie hier in der Wüste tue, erzählte sie nun dem frommen Priester Zosimus unter einem Strom von Tränen, ganz offenherzig ihre Lebensgeschichte und bat ihn dann, sie so lange geheim zu halten, bis sie gestorben sei. Sie flehte ihn auch an, für sie zu beten, und ihr kommendes Jahr am grünen Donnerstag den Leib des Herrn zu bringen. Hierauf empfahl sie sich wieder seinem Gebete und verließ ihn dann, um in der Wüste ihr bisheriges Leben fortzusetzen. 
Zosimus, erstaunt über das, was er gesehen und gehört, dankte Gott, küsste die Fußstapfen der heiligen Büßerin und kehrte wieder in sein Kloster zurück.

 



Im folgenden Jahr erinnerte sich Zosimus an die Heilige und als der grüne Donnerstag herangenaht war, begab er sich mit dem Leib des Herrn an das Ufer des Jordans. Er trug das Allerheiligste in einem kleinen Kelch und hatte auch einen Korb mit Datteln und Linsen gefüllt mitgenommen. 
Als er am Abend zum Fluss gekommen war, sah er die Heilige am anderen Ufer. Sie bezeichnete das Wasser mit dem Kreuze und wandelte dann über die Wellen wie auf festem Lande. Als sie vor dem Priester stand, begehrte sie seinen Segen und ersuchte ihn, das Glaubensbekenntnis und das Vater unser mit ihr zu beten. 


Mit innigster Andacht empfing sie hierauf das heiligste Abendmahl und sagte dann in Tränen zerfließend:

„Nun, o Herr, entlassest du deine Dienerin in Frieden, denn meine Augen haben das Heil meiner Seele gesehen."

Nachdem sie den Priester Zosimus gebeten hatte, auch zur künftigen Fastenzeit an den gleichen Ort wieder herzukommen, ging sie wieder über den Fluß. 

Nun aber war die Zeit ihrer Auflösung gekommen; schon 48 Jahre hatte sie in der Wüste zugebracht und immer ihre Sünden beweint und gebüßt. Als in der folgenden Fastenzeit Zosimus wieder an den bestimmten Ort kam, fand er sie tot auf dem Boden liegend. Bei ihrem Leichnam lag ein Zettel, auf welchem stand, daß sie Maria heiße und die Zeit angegeben war, wo sie starb. 

Der heilige Priester begrub den heiligen Leichnam in ein Grab (um das Jahr 421), welches ein von Gott gesendeter Löwe ausgehöhlt hatte, rief dann die heilige Büßerin um ihre Fürbitte an und kehrte wieder in sein Kloster zurück, wo er all die Wunderdinge erzählte, die er gesehen und gehört und in einem Alter von 100 Jahren selig starb.


Die heilige Maria von Ägypten wird abgebildet in nackter Gestalt von ihren Haaren umhüllt, wie sie vor einem alten ehrwürdigen Priester kniet und aus seinen Händen die heilige Kommunion empfängt.

 

 

Aus dem Buch: "Legenden von den lieben Heiligen Gottes" von Georg Ott

 




 

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